Paul Richter - Streichquartett Nr. 2 in d-Moll op. 99 : Gesamtpartitur von Paul Richter [Komp.], Melinda Béres [Hrsg.]
Musik aus Siebenbürgen 4
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Kategorie: Noten
Seiten / Format: 35 S. ; 297 mm x 210 mm, 241 g; Geh.
Erscheinungsjahr: 2012
Verlag: Bonn : Schiller Verlag
Sprache: Deutsch
ISBN: 9783941271777
Auflage / Bände: 1., nach der Frau Margarete Depner gewidmeten Auflage von 1937
Die Einzelstimmen sind auf Anfrage zum Preis von 1 EUR / Stimme ebenfalls erhältlich.
Das Streichquartett Nr. 2 in d-Moll op.99 entstand um den Jahreswechsel 1936/1937 und ist der Kronstädter Malerin und Bildhauerin Margarete Depner (1885-1970) gewidmet.
Als 4-sätziges Werk angelegt, überlässt Richter den Ausführenden die Entscheidung, von den zwei Andantesätzen "entweder IIa oder IIb [zu] spielen".
Die vorliegende Ausgabe fußt auf Richters Autograph. Allein die unterbrochenen Bindebögen, die in Klammer gesetzten Lautstärkeangaben sowie zwei durch * markierte Stellen sind Vorschläge der Herausgeberin.
Klausenburg, im Frühjahr 2012
Melinda Béres
Im Lieferumfang enthalten sind die Auszüge der 4 Einzelstimmen Violine 1, Violine 2, Viola und Violoncello.
Paul Richter wurde 1875 in Kronstadt/Siebenbürgen (heute Rumänien) geboren. Früh begann er auf dem Klavier zu improvisieren und konnte bald den Vater, der nebenberuflich Organist war, vertreten. Erste kleine Kompositionen entstanden. Für einen Klavier- oder gar Theorielehrer fehlte im Hause Richter jedoch offensichtlich das Geld, so dass Pauls Talent erst Anfang der 1890er Jahre vom Kronstädter Komponisten und Kantor Rudolf Lassel entdeckt wurde. Lassel war es auch, der Richter auf das Studium an der Leipziger Musikhochschule vorbereitete. Grund für eine Verbitterung, die Richter Zeit seines Lebens nicht loslies, war in erster Linie eine Entscheidung: Nach der Leipziger Studienzeit 1896-1899 hatte sich Richter schweren Herzens entschlossen, in die Heimat zurück zu kehren, obwohl er in Leipzig wohl Aufstiegschancen gehabt hätte: Er leitete dort den "Weltlichen Oratorienchor" so erfolgreich, dass ihm die Stelle während des Militärdienstes frei gehalten wurde. Statt dessen wurde er am 4. September 1899 zweiter Chormeister des Kronstädter Männergesangvereins, bald auch erster Chormeister. In Kronstadt dagegen, so glaubte Richter, wurde sein Talent unterschätzt.
Vor allem um das Kronstädter Musikleben hat sich Paul Richter unschätzbare Verdienste erworben: Er holte Richard Strauss, George Enescu und Felix Weingartner ans Pult der Kronstädter Philharmonie, die er auf ein beachtliches Niveau gehoben hatte. Er scheute nicht vor dem Wagnis zurück, Wagners "Fliegenden Holländer" oder Bruckners achte Sinfonie aufzuführen. Damit trug er ganz wesentlich dazu bei, die Musik in Kronstadt ab Ende des 19. Jahrhunderts auf eine vorher nie da gewesene Höhe zu bringen. 1918 wurde Richter als Nachfolger Alfred Nowaks zum Stadtkapellmeister gewählt, 1928 wurde ihm der in Rumänien begehrte Titel eines Generalmusikdirektors verliehen. Inzwischen fühlte er sich in seiner Heimatstadt offensichtlich so bestätigt, dass er 1929 sogar das Angebot ablehnte, die Leitung einer Meisterklasse für Komposition in Dresden zu übernehmen.
Obwohl Richter - wie seine zahllosen Jux-, Spass- und Trinklieder belegen - Humor hatte und feiern konnte, war sein Charakter ebenso von Schwerblütigkeit bestimmt, für die auch seine bisweilen prekäre finanzielle Situation verantwortlich war. 1935 wurde Paul Richter die höchste Ehrung zuteil, auf die ein siebenbürgisch-sächsischer Musiker hoffen durfte: Er wurde zum Leiter des Hermannstädter (Hermannstadt/Sibiu in Siebenbürgen) Musikvereins Hermania ernannt, der nach Zusammenschluss des Hermannstädter Musikvereins und des Männerchors Hermania entstanden war. Richter ging es gesundheitlich indes schlecht, so dass er den neuen Posten bereits 1936 aufgeben musste. Am 6. Juni 1936 trat er zum letzten Mal öffentlich in seiner Vaterstadt auf. Nach schwerster Krankheit starb er 1950.
Der Werkkatalog Richters umfasst viele Chor- und Klavierlieder wie kammermusikalische Kompositionen für verschiedenste Besetzungen und einige Klavier- und Orgelwerke. Im Grunde seines Herzens aber war Paul Richter ein Sinfoniker, der gerne mit großen Formen und Orchesterbesetzungen umging. Seine Behandlung der Harmonie ist spätromantisch, gelegentlich unternimmt Richter Ausflüge in die Pentatonik. Ausgefeilten Klangeffekten und Harmonien gibt er oft den Vorzug vor kontrapunktischer Arbeit.
Hans Peter Türk / Johannes Killyen
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