Geschichte der Nordsiebenbürger Sachsen : Nösnerland und Reener Ländchen. von MICHAEL KRONER
Haus der Heimat Nürnberg, Schriftenreihe Geschichte der Siebenbürger Sachsen und ihrer wirtschaftlich-kulturellen Leistungen
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Kategorie: Bücher
Seiten / Format: 400 S. : Ill., Kt. , 24 cm; gebundene Ausgabe
Erscheinungsjahr: 2009
Verlag: Nürnberg : Haus der Heimat
Sprache: Deutsch
ISBN: 9783000288166
Nur diejenigen, die das neue Buch „Geschichte der Nordsiebenbürger Sachsen" erwerben und lesen, wissen, welch wertvolle Publikation ihnen entgangen wäre, hätten sie darauf nicht geachtet. Allen, die den neuesten Band von Dr. Michael Kroner noch nicht besitzen – angesprochen sind naturgemäß zunächst Nordsiebenbürger, aber auch alle an einer markanten europäischen Kulturlandschaft Interessierten – sei er hier knapp vorgestellt. Erschienen ist der Band in der Schriftenreihe „Geschichte der Siebenbürger Sachsen und ihrer wirtschaftlich-kulturellen Leistungen". Es ist die bisher umfangreichste allgemeine, zusammenfassende Darstellung über die Geschichte der Nordsiebenbürger Sachsen von deren Ansiedlung bis heute im Nösnerland und im Reener Ländchen.
Die Nordsiebenbürger Sachsen bilden innerhalb des allgemeinen Sachsentums einen Mikrokosmos mit einigen Besonderheiten, die sich als Folge der Insellage ihres Gebiets herausgebildet haben und sich am auffälligsten in der Mundart und in der Tracht äußern. Es hat in Nordsiebenbürgen aber auch im historischen Geschehen zum Teil Entwicklungen gegeben, die anders als in Südsiebenbürgen verlaufen sind und über die man dort nur mangelhaft informiert war und ist. Ja sogar innerhalb der nordsiebenbürgischen Sachsen gab und gibt es Unterschiede, so dass man zwischen dem Nösnerland und dem Reener Ländchen unterscheidet. Bis ins 19. Jahrhundert lebten die Sachsen des Nösnerlandes oder des Bistritzer Distrikts auf freiem Königsboden, während die des Reener Ländchens Komitatsuntertanen waren. Während 1944 in den 46 nordsiebenbürgischen Orten im Raum Bistritz (34) und Sächsisch Regen (12) noch rund 35 000 Sachsen lebten, waren es nach deren fast vollständiger Evakuierung 1944 nach dem Zweiten Weltkrieg nur noch rund 6 000 und heute nur noch wenige hundert Evangelische in der Diaspora. Weit mehr als 95 % der Siebenbürger Sachsen leben derzeit außerhalb Siebenbürgens. Sie sind größtenteils in ihr Ursprungsland Deutschland heimgekehrt oder haben sich in Österreich, Kanada und in den USA integriert. Was in Nordsiebenbürgen wirklich zu retten ist, das kann neben bedeutenden Kulturdenkmälern letztlich wohl nur unsere geschriebene Geschichte sein. Und diese Geschichte mit ihren Höhen und Tiefen, mit ihren großen kulturellen Leistungen, mit ihrem Einmünden in unsere gegenwärtige globalisierte Welt – sie ist von einem wirklichen Könner in diesem Buch kenntnisreich und anschaulich dargestellt.
Als geborener Südsiebenbürger, der nach seinem Studium zehn Jahre lang Geschichtslehrer und Direktor der deutschen Abteilung des Lyzeums in Bistritz war, ist Kroner einerseits profunder Kenner, andererseits gewissermaßen ein aus der Außensicht Betrachtender der Historie und der Gegenwart Nordsiebenbürgens. Dass Dr. Michael Kroner, Träger des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreises 2006, als Historiker Format hat, beweisen auch seine bisherigen Veröffentlichungen: etwa 1500 publizistische Beiträge und Rezensionen, rund 100 wissenschaftliche Aufsätze, 20 Bücher und ebenso viele Broschüren vor allem zur Geschichte der Siebenbürger Sachsen und Rumäniens.
... Michael Kroner setzt eindeutig neue Maßstäbe durch diese erstmalige umfassende Zusammenschau der Geschichte der Nordsiebenbürger Sachsen in einem Buch voller Kostbarkeiten: Im ersten Teil geht es auf rund 160 Seiten in klarer Ausführlichkeit um die politische, rechtliche und gesellschaftliche Entwicklung von der Ansiedlung bis zum Anfang des 21. Jahrhunderts. Sehr klar und übersichtlich gegliedert, wird hier vom Ausgangspunkt der Einwanderung der Siebenbürger Sachsen über die Entstehung des Nösner Gaus und des Reener Ländchens im Ungarischen Königreich die Frühgeschichte dieser siebenbürgischen Kulturlandschaften minutiös geschildert. Es folgt die Darstellung der Zeit der österreichischen Herrschaft über Siebenbürgen (ab 1691), der Revolution von 1848/49, der österreichisch-ungarischen Monarchie (1867-1918), des Anschlusses und der Zugehörigkeit zu Großrumänien (1918-1940), der Sondersituation ab 1940, als Nordsiebenbürgen, getrennt von der gemeinsamen südsiebenbürgischen Heimat, bis 1944 dem ungarischen Staat angehörte, der Evakuierung 1944, der turbulenten Nachkriegszeit und der Zugehörigkeit zum sozialistischen Rumänien (1945-1989), um dann die Aussiedlung und die Wende von 1989 und die aktuelle Situation der Nordsiebenbürger Sachsen in Siebenbürgen, Österreich, Deutschland und Übersee treffend zu dokumentieren. Im zweiten Teil stehen die wirtschaftlichen Leistungen der Nordsiebenbürger Sachsen im Vordergrund: Landwirtschaft, Gewerbe, Industrie, Handel und Verkehrswesen sind so aufgearbeitet, dass auch klar wird, wo die materielle Basis, wo die Stärken der hier lebenden Deutschen über Jahrhunderte lagen. Ein dritter Teil nimmt sich der Darstellung von Seuchen und medizinischer Versorgung, von Bränden und dem Feuerlöschwesen an. Hier sei angemerkt, wie der Autor z. B. den Brand der ev. Stadtpfarrkirche vom 11. Juni 2008 geschickt beschreibt und analysiert. Teil IV konzentriert sich auf die zahlreichen erwähnenswerten Kulturleistungen verschiedenster Art (Kirchenleben, Schulwesen, historische und Kulturdenkmäler, gemeinschaftliche Einrichtungen, sonstige Kulturleistungen, namhafte Wissenschaftler, Dichter, Künstler usw.). Der vorletzte Teil V untersucht die spannenden Bevölkerungsverhältnisse, Teil VI beinhaltet einen reichen dokumentarischen Anhang mit Quellen aus sechs Jahrhunderten (1366-1992). Dass das Buch von Kroner eine Art Gegenpol ist zu den meisten Werken der rumänischen Geschichtsschreibung, die nach wie vor den wesentlichen deutschen Beitrag in der Geschichte Siebenbürgens verschweigt, vertuscht oder diesem bestenfalls einen wahrheitswidrigen rumänischen Anstrich verpasst. macht es besonders wertvoll.
Das 400 Seiten umfassende, qualitativ hochwertige, gebundene Buch hat ein leserfreundliches Druckformat, ist kleinschrittig gegliedert, kompakt erstellt, hat auch die Qualitäten eines Nachschlagewerks. Aufmachung, Titelbild – natürlich die Ev. Stadtpfarrkirche in Bistritz wie ein Fels in der Brandung – Buchumschlag, Layout, Druck, Papierwahl sind klug aufeinender abgestimmt, das Buch wirkt locker auch durch seine reichhaltige Bebilderung. Die qualitativ hochwertige Gesamtherstellung dieses im Verlag Haus der Heimat in Nürnberg kürzlich erschienenen Werkes lag in den sicheren Händen unseres nordsiebenbürgischen Landsmannes Gerhard Adam in dessen Nürnberger Druckerei Schobert. Es ist als wertvolles Weihnachtsgeschenk für Kinder und Enkel zu empfehlen.
Horst Göbbel
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